PRESSEINFORMATION – Historische Malertechnikern und Materialien sind immaterielles UNESCO-Kulturerbe

Es war ein großer Moment für das österreichische Handwerk der Maler und Anstreicher: Mit der feierlichen Verleihung der Aufnahmeurkunde wurden die “historischen und dekorativen Malerhandwerkstechniken mit traditionellen Materialien” offiziell in das Nationale Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen.

Ort der Verleihung am vergangenen Freitag war das Bergbau- und Gotikmuseum in Leogang. Stellvertretend für das österreichische Malerhandwerk nahm der Tiroler Innungsmeister und Netzwerk-Handwerk-Obmann Rainer Höck die Verleihungsurkunde in Empfang, begleitet und unterstützt durch Alexandra Vierlinger (Landesinnung Oberösterreich) und KR Helmut Schultz (Präsident der Europäischen Malerunion) und einer Fahnenabordnung, die in historischer Tracht stolz die Zunftfahnen der Maler von Tirol, Salzburg und Wien präsentierte. Rainer Höck war gemeinsam mit Andreas Denner (Bundesinnungsmeister-Stv. und Landesinnungsmeister Wien) die maßgebliche und treibende Kraft hinter der Aufnahme der “historischen Malertechniken und Materialien” als immaterielles UNESCO-Kulturerbe. Die solcherart ausgezeichneten Techniken und Materialien stehen dabei nicht nur für das “alte, überlieferte”, sondern für das lebendige, auch heute noch genutzte und wiederentdeckte Handwerk, das nach wie vor Anwendung findet und gerade in Zeiten der Klimakrise mit ökologisch wertvollen Materialien wie Lehm und Kalk ein vielbeachtetes Revival erfährt.

Neben den “historischen Malertechniken und Materialien” (Ö-weit) wurden im festlichen Rahmen des sehenswerten Leoganger Museumgeländes noch zehn weitere regionale und österreichweite “Elemente” (Traditionen, Handwerke, Bräuche, Techniken) in das Nationale Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen – die Pinzgauer Tracht (Garnierspenzer, Hut und Steppmieder, Sbg.), das Traismaurer Krippenspiel (NÖ) das “Gautschen” der Drucker (Ö), die Südböhmische Blasmusik in Brand-Nagelberg (NÖ), die Herstellung der Bregenzerwälder Frauentracht, der sogenannten Juppen (Vbg.), der Krippenbrauch in Österreich, Alpinistisches Wissen und Können der Berg- und Skifüher*innen (Ö), die Frack-Maßschneiderei (Ö), Manueller Bilddruck (Ö) und das Wissen der Handwerksmüller*innen (Ö).

Historische und dekorative Malerhandwerkstechniken
mit traditionellen Materialien

Die Geschichte der historischen und dekorativen Malerhandwerkstechniken mit traditionellen Materialien reicht zurück bis in die Zeit der Höhlenmalerei und das damit verbundene Wissen und Können findet nach wie vor Anwendung. Die zur Ausübung benötigte Herstellung und Verwendung der Materialien, Werkstoffe und Werkzeuge für Kalktechniken, Schabloniertechniken und  Sgraffitoechniken im Zusammenhang mit entsprechender Findung der Farbgebung und Formensprache, verlangt eine intensive Ausbildung und in hohem Maße handwerkliches Können.

Angewandt wird dieses Wissen nicht nur zur Schaffung neue Werke, sondern auch zur Erhaltung historischer Substanzen. Das Wissen um diese komplexe Praxis wird zum Teil im Lehrberuf, aber vor allem durch Beobachtung und langjährige Erfahrung vermittelt. Neben dem Handwerk tragen gemeinsame Rituale und Feste wie die Lukasfeier am 18. Oktober zu Ehren des Schutzpatrons und der Lehrlingsfreispruch im Rahmen des Rupertikirtages zur Identität der Gemeinschaft bei. Zum Erhalt der traditionellen Handwerkstechniken wird der Nachwuchs über die Lehre stark gefördert.